Mir liegt schon länger was auf dem Herzen, was ich am liebsten mal raushauen möchte, ohne auf Formulierung, Netiquette oder Höflichkeitsformen zu achten. Aber dann könnte man mich (wieder?) für die böse Hexe halten, weil ich kein Blatt vor den Mund nehme und so hetzerisch daherkomme. Aber genau darum geht es: Hetze und Konkurrenzkampf.
Vorweg: ich bin durch und durch Teamplayer!
Ich bin wirklich froh, dass es noch andere Dreadstylistinnen und Dreadstylisten neben mir gibt! Ernsthaft! Alleine wäre ja doof! Und auch der Austausch untereinander ist so wertvoll und auch wertschätzend! Aber ich finde es zunehmend schwierig, neutral zu bleiben, wenn mir neue Kundschaft zur Türe rein kommt, die eine wahre Pracht an Körperverletzung auf dem Kopf trägt und noch erzählt, ich sei von einer anderen Dreadstylistin als arrogant und überheblich bezeichnet worden. Und hier speziell geht es um einen Menschen, der mich nicht mal persönlich kennt, geschweige denn meine Arbeit. Das war beleidigend und rufschädigend! Und hier an der Stelle einen herzlichen und aufrichtigen Dank an die Kundin, die sich trotz der Äußerungen über mich in mein Atelier getraut hat!
Ich möchte hier kurz schildern, was dieser Kundin wiederfahren ist, damit man verstehen kann, warum ich dieses Thema überhaupt aufgreife:
Im Frühjahr 2025 kam also diese eine Neukundin für eine große Dreadpflege (9h) zu mir. Im Normalfall nehme ich nach der Buchung Kontakt auf, um zu erfragen, wie viele Locs vorhanden sind und wann die letzte Pflege war. Meist frage ich auch nach einem aktuellen Foto der Frisur, um mir ein Bild des pflegerischen Aufwands zu machen, denn manchmal schätzen Dreadheads ihr Chaos auf dem Kopf dann doch etwas schlimmer ein als es ist. Nur leider hatte ich in diesem Fall tatsächlich meine Rückfrage und Kontaktaufnahme zur Kundin schlichtweg vergessen, so dass sie einfach zum gebuchten Termin bei mir reinspazierte. Das Ende vom Lied war, dass ich ihre bisherigen Locs öffnete, sie dazu motivierte einen Neustart zu machen. Wer mir auf Instagram folgt, hat das Reel gesehen und die Fotos dazu:
Mittlerweile kamen weitere Rückmeldungen der Kundin, dass sie immer noch total glücklich über den Neustart ist. Und das finde ich ganz großartig!
In diesem Fall war die Kundin bei einer „Kollegin“, die einfach keinen blassen Dunst hat, wie man Locs erstellt oder pflegt! Das Ergebnis nach drei Tagessitzungen bei ebendieser „Kollegin“ war eine Katastrophe und meine neue Kundin hat dafür auch noch knapp 500 Taler gelassen. Ihre Haare waren nur leicht antoupiert und kaum bis gar nicht verhäkelt. Daran wurden viel zu schwere Synthetik-Locs angebracht, die sich in kürzester Zeit gelöst haben. Es war vorprogrammiert, dass alles aufgeht und rausfällt, denn die Extension waren viel zu dick und zu schwer für die feine Haarstruktur der Kundin! Alles, was sie an Locs hatte, brachte sie in ihrem Wäschekorb mit zu mir, in der Hoffnung, dass ich es wieder „reparieren“ kann.
Das Deckhaar, was man auf dem ersten Bild und ganz zu Anfang im Video sieht, sind tatsächlich keine offenen Haare, sondern bereits erwähnte „neuerstellte Locs“ von vor ca. 1,5 Monaten zum Zeitpunkt der Aufnahme, bei denen die Extension noch nicht installiert wurden oder mittlerweile ausgefallen waren.
Also was tun, wenn jemand mit so viel negativer Erfahrung und voller Hoffnung zu mir kommt?
Ich setzte mich also erst einmal mit ihr zusammen und beriet sie, als würde sie zu einer Beratung für eine Neuerstellung gekommen sein. Ich zeigte ihr Fotos meiner Arbeiten, zeigte ihr geeignete Extension aus Echthaar und Synthetik, welche für ihre Haarstruktur und Fülle geeignet wäre. Ich gab ihr Pflegetipps und auch, wie man Locs erstellt, ohne dass diese sich wieder öffnen oder Extension rausfallen. Auch fragte ich nach Details ihrer Sitzungen, und mir blieb bei ihren Erzählungen echt die Spucke weg! Sie erlebte all das, was man als professionelle Dreadstylistin eben NICHT machen sollte. Aber darauf will ich hier gar nicht erst eingehen.
Nach einer ausgiebigen Beratung und gemeinsamen Überlegungen, entschied sich die Kundin für einen Neustart mit meiner Hilfe. Wir haben also die Sitzung genutzt und alle Locs geöffnet, alle Extension herausgenommen und einen Plan gemacht:
- Haare erst mal pflegen und einige Tage mit Feuchtigkeitspflege und geeignetem Shampoo ohne Silikone waschen.
- Extension in ihrer Naturhaarfarbe aus Echthaar besorgt, die sie dann später zusammen mit ihren eigenen Haaren weiter färben kann, um ein schönes Gesamtergebnis zu erziehlen.
- Termin zur Neuerstellung vereinbart
Das Ergebnis war danach einfach toll! Vor allem, weil es in weniger als 13h passierte! Sie glaubte es kaum und war die ganze Zeit schon total baff und happy, mit dem was auf ihrem Kopf passierte. Sie verließ mein Atelier also mit neuen Locs, Heilung eines Traumas (denn das war es, das muss man gar nicht schön reden) und vielen tollen Tipps zur Pflege für ihre neue Locs-Reise! Auch für mich war das Ergebnis toll, denn ich konnte ihr das Vertrauen zurückgeben, was sie glaubte verloren zu haben.
Worauf ich hinaus will?
Es geht hier um Menschen, die ebenfalls Dreadlocks machen und pflegen. Und dass es da wirklich Unterschiede gibt an Qualität, Kompetenz und Professionalität ist nicht von der Hand zu weisen! Und Qualität hat eben auch ihren Preis! Den habe ich bereits gezahlt für Ausbildung, Prüfungen und Fortbildungen sowie den Eintrag in die Handwerksrolle!
Viele schimpfen auf Social Media über die Willkür dieser Handwerkskammer- und Frisörinnungs-Prüfungen. Mag sein, dass das ärgerlich ist. Ich hab mich auch wirklich geärgert! Und es kostet auch mal eben eine Stange Geld, die man nicht mal eben auf der hohen Kante hat! Aber ich muss hier an der Stelle sagen, dass genau solche Prüfungen und Handwerksrollen-Einträge die Spreu vom Weizen trennen könnte! Man muss schon auch denn Mumm haben, um sich so einer Prüfung zu stellen, die mal so rein gar nichts mit Dreadlocks zu tun hat, aber eben ganz viel mit Fachwissen Haare und Kopfhaut betreffend (u.a.). Was für uns Dreadstylisten eben doch fundamental ist zu wissen.
Ich finde es wirklich sehr anstrengend, immer wieder zu sehen, wenn Möchtegern-Wald-und-Wiesen-Dreader*innen irgendwo in irgendwelchen privaten Wohnzimmern für unrealistische Preise irgendwelche Dreadlocks erstellen, die entweder von Beginn an völlig kaputt oder mit absolut schlimmer Einteilung oder nicht geeigneten Verlängerungen entstehen. Diese unterpreisige (und dennoch teure) Geschichte wird oft sogar nicht mal versteuert und ist quasi Schwarzgeld und somit strafbar! Zudem muss eine Dreadstylistin oder ein Dreadstylistin wegen dieser frisörähnlichen Tatigkeit einen Eintrag in der Handwerksrolle haben! Zumindest ist das so hier in Bayern und vielen anderen deutschen Bundesländern! Hat man dies nicht, kann man kein Gewerbe anmelden – wo wir wieder beim Schwarzmarkt wären!
Klar kann man das auch privat machen! Aber dann hab keine hohen Erwartungen!
Auf Facebook in den vielen Gruppen findet man sicher viele dieser preiswerten Angebote. Aber sind die wirklich preiswert oder nur billig, weil man später wie meine Kundin draufzahlt, um es zu retten??
Klar gibt es auch pfiffige und kompetente Dreadheads, die das richtig gut machen können. Aber die muss man erst mal finden, die das mal eben so kostenlos machen!
Denn sobald Geld fließt und die Preise eher niedrig sind, spreche ich hier von Preisdumping und Schwarzmarkt! Sowas macht uns professionellen Stylists echt das Leben ein wenig schwerer! Und erst recht, wenn man dann noch alles schlecht redet, nur weil man sich in Ausbildung und Prüfungen gestürzt hat, um alles einfach richtig zu machen!
Was mich auch wirklich fertig macht, ist die Tatsache, dass man auf Social Media wirklich viele Märchen äußert, die sich hartnäckig halten:
- dass Dreadlocks erstellen und pflegen wehtun muss.
- dass Kernseife das Beste ist für Dreadlocks.
- dass Kieselerde als Haarkur unbedingt sein muss, bevor man Locs machen lässt.
- dass die Einteilung nicht wichtig sei.
- dass völlig egal ist, welche Extension man nimmt.
- dass eine Beratung vorher nicht sein muss.
- dass man sofort immer und viel in den neuen Locs rumhäkeln muss.
- dass die Durchziehmethode das Non plus Ultra sei.
- dass es nur die eine Häkelnadelgröße sein darf.
- …
All das ist einfach nicht wahr!
- Neuerstellung und Pflege der Ansätze darf leicht ziepen und kann auch mal ein wenig unangenehm sein, aber es darf nicht auf Dauer wehtun, denn das zeugt von fehlender Achtsamkeit und Aufmerksamkeit zum Kunden oder zur Kundin!
- Kernseife ist absolut schlecht für deine Haare – ob offene Haare oder Locs! Fakt! Du hast nur eklige und schmierige Rückstände davon in den Haaren, was das Erstellen und Pflegen von Locs erschwert!
- Kieselerde ist äußerlich angewendet nicht gut für deine Haare! Es macht die Haare einfach nur trocken, brüchig und spröde und du kannst deine Locs vergessen! Nimm lieber Kapseln ein und stärke damit Haut, Haare und Nägel, wenn es sein muss.
- Einteilung ist das A und O! Wenn es kreuz und quer geht, fallen sie vielleicht nicht schön und die Locs verbinden sich am Ansatz gern miteinander, was wieder sehr schmerzvoll oder schwierig ist bei der Ansatzpflege! Je sauberer eingeteilt wird, desto weniger Pflege ist später nötig und die Locs können sich optimal entwickeln! Auch die Größe der Sektionen ist wichtig. Denn daraus ergibt sich wieder wie sich die Dreads entwickeln, also welchen Durchmesser sie bekommen.
- Extension sind nicht immer Extension und je nach Beschaffenheit fallen diese raus, gehen schnell kaputt, dünnen den Haaransatz aus oder sehen einfach nicht schön aus! Daher ist es wichtig, den geeigneten Extension für deine Locs zu finden!
- Viel und ständiges Nachhäkeln der Locs ist schlecht, denn es hindert am Filzprozess, macht den Dreadlocks fest und zerreißt irgendwann einfach die Haare im Inneren der Dreadlocks! Somit dünnt auch da die entsprechende Stelle in den Längen aus und reißt irgendwann ab. Du hast deinen Dreadlocks dann „totgehäkelt“.
- Interlocking ist ebenfalls nichts für das europäische Haar und macht Dreadlocks/ Haare kaputt! Die Dreader, die das echte Interlocking beherrschen, sind nicht im europäischen Raum zu finden und diese wenden diese Technik auch nicht bei glatten, europäischen Haaren an.
- Die Größe der Häkelnadel hängt davon ab, wie der Dreadlock beschaffen ist! Sind die Locs sehr fest, wäre eine kleinere Größe sinnvoller. Beginnt man nach dem Auftoupieren mit dem Häkeln, macht eine größere Größe mehr Sinn. Und das sind nur zwei Kriterien von Vielen, um eine Größe auszuwählen.
Und wegen all dieser Märchen ist einfach eine Beratung von einer professionellen Dreadstylistin oder einem professionellen Dreadstylisten so wichtig! Und das hat dann auch seinen Preis, der gerechtfertigt ist! Wie immer nach dem Motto: wer billig kauft, kauft zweimal. Ausgerechnet bei Dreadlocks, die wirklich sorgfältig erstellt und gepflegt werden müssen, damit man richtig Spaß damit hat, versucht man zu sparen. Diese Frisur ist nicht einfach und vor allen Dingen nicht mal schnell rückgängig gemacht. Wer hier sparen will, spart an der falschen Stelle. Tut euch einen Gefallen und sucht euch einen Dreadstylisten, der euch „gefällt“, der transparent und aktuell seine Arbeiten präsentiert. Im besten Fall wird man euch von einem anderen Dreadstylisten empfohlen. Doch, das gibt es auch. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Community, aber es gibt auch Teamplayer, die einander die Kunden gönnen und sich gegenseitig empfehlen und sogar untereinander helfen. Hauptsache ihr könnt euch vor einem Termin zur Neuerstellung oder einer Pflege in irgendeiner Art und Weise einen ordentlichen Eindruck verschaffen, dann gibt es hoffentlich auch keine bösen Überraschungen.
Ja, das ist jetzt wirklich weit ausgeholt zum Thema „Konkurrenz oder Teamplayer“. Aber da kommt nun mal alles zusammen. Wir vom Team Dreadzauber empfehlen unserer Kundschaft auch mal gerne andere Dreadstylistinnen, weil sie vielleicht örtlich besser zu erreichen sind oder vielleicht etwas in ihrem Angebot haben, was wir nicht mit anbieten (Tipps zum Färben zum Beispiel). Aber das machen wir auch nur dann, wenn wir wissen, wer dahinter steckt und vor allem, wenn wir wissen, wie gearbeitet wird. Also jemand, den wir mit bestem Gewissen empfehlen können. Dass das andersherum vielleicht nicht so gehandhabt wird, wissen wir auch und ist auch in Ordnung. Aber Lissy und ich sind durch und durch Teamplayer. Konkurrenz belebt das Geschäft? Das tun schlechte Erfahrungen auch wie man sehen kann. Dreadstylisten haben immer noch eine Sonderstellung was Seriösität betrifft und dafür sollten wir uns gemeinsam stark machen. Eigentlich nicht schwer, man muss nur sein Ego mal ein wenig hintenanstellen und langfristiger denken.
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Und das waren nun Lissys und meine Gedanken!