Bei anderen kostet es aber viel weniger..

Bei anderen kostet es aber viel weniger..

 

Angefangen habe ich mit Preisen weit unter €30,-/h und das war wirklich noch in der Zeit, als ich frisch aus der LocsAcademy kam und mir regelmäßig die besten Flüche über die Lippen kamen, weil ich mir die Finger blutig zerstochen habe. Zudem war ich noch etwas langsam und hatte einfach keine Routine in dem, was ich tat. Ich war sozusagen eine blutige Anfängerin und „verkaufte mich unter Wert“. Dennoch bekam meine Kundschaft ihre Dienstleistung und ein gutes Ergebnis am Schluss.

Dann, ungefähr ein Jahr später, zog ich die Preise etwas an, schließlich hatte ich meine Routine mit Kamm und Häkelnadel inzwischen verbessert und war schneller geworden. Auch die Ergebnisse waren sauberer gearbeitet und auch die Beratung verlief wesentlich detaillierter und vor allem mit mehr Sicherheit.

Das Gewerbe läuft als Kleinunternehmerregelung nach §19 des USTG. So weit, so gut. Was heißt das konkret?

Das heißt, ich muss erst mal keine Steuervoranmeldung machen und monatlich Steuern ans Finanzamt zahlen, da es mit einer jährlichen Steuererklärung passiert. Dennoch zahle ich Steuern auf meine gesamten Einnahmen!

Da ich auch keinem anderen Beruf mehr nachgehe, also mein gesamtes Einkommen aus dem Dreadzauber mein einziges Einkommen ist, muss ich mich als Selbstständige selber krankenversichern! Das sind – je nach Krankenkasse und Versicherungsart – zwischen €250 bis €600 (monatlich!). Sollte ich vielleicht noch was für die Rente tun? Denn da ich mein eigener Arbeitgeber bin, zahle ich nicht nur einen mini-Prozentsatz in die Rentenkasse, sondern den gesamten Satz. Das sind auch mindestens €600,- (monatlich).

Da ich mich natürlich auch ein wenig absichern möchte, was meinen Arbeitsplatz angeht, zahle ich auch Versicherungen wie Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Unfallversicherungen. Da gibt es ebenso verschiedene Leistungspakete je nach Versicherungsgeber und natürlich unterschiedliche Preise. So, und dann kommt am Ende des Jahres die Steuer, die man noch auf alles, was man verdient hat, abgibt an den Gesetzgeber/ das Finanzamt.

Was bleibt mir also noch für die eigene Tasche?

Wenn du mir also theoretisch €100,- für eine Dienstleistung bezahlst, gebe ich knapp 65% ab an Steuern, Versicherungen, Rentenkasse, Heizkosten, Mietkosten, Strom, Wasser, etc.! Ich habe also effektiv vielleicht um die €35,- verdient und das ist echt nicht viel!

Bin ich wirklich teuer? Nein, ich bin mit meiner aktuellen Preisliste 2023* wirklich nicht zu teuer! Denn es ist harte, körperliche Arbeit verbunden mit eventuellen Verletzungen durch Häkelnadeln, körperliche Beeinträchtigungen durch langes Stehen und vor allem bekomme ich keinerlei Geld, wenn ich mich „krank melde“, denn bei mir gilt: keine Arbeit = kein Geld!

(*Diese Preisliste war 2022-2023 aktuell, aber auch mich hat die Inflation erwischt.)

Genauso gilt es übrigens bei vielen Künstlern und Künstlerinnen, die mit ihrer Handarbeit (Häkeln, Stricken, Holzarbeiten oder Schmuckherstellung) ihren Lebensunterhalt verdienen. Es ist HANDgemacht und voller Zeit und Leidenschaft und Herzblut in jedem einzelnen der hergestellten Stücke. Ich finde es immer schlimm, wenn man dann noch Interessierte hat, die um den kleinsten Preis noch feilschen müssen. Und wer Schmuck auf Social Media für ein paar Cent inkl. Versand in irgendwelchen Facebook-Gruppen „raushaut“, macht es ganz sicher „schwarz“! Das muss man einfach so sagen!

Ganz ärgerlich empfand ich es, als man mir sagte, es gäbe eine andere Dreadstylistin im Allgäu, die es billiger macht. Da muss ich ganz ehrlich sagen: dann geht zu ihr! Nur ist es wirklich preiswert (und hochwertige Arbeit, mit der du wirklich glücklich bist) oder ist es wirklich BILLIG (und du zahlst vielleicht später drauf, weil du mit dem Ergebnis unzufrieden bist oder es im schlimmsten Fall kaputt geht)? Denn wer so niedrige Preise (auf Anfrage) hat, hat sich nicht als Dreadstylistin gewerblich angemeldet – aber das ist nur meine Mutmaßung und mein eigenes Empfinden diesbezüglich.

Ich habe mal einen Text gelesen, der mir auf Instagram ins Auge fiel:

Nur Mal so zum nachdenken! …über den Wert von Handarbeiten!
Eine Kundin wollte ein Draht-Armband und fand eine Künstlerin, die wunderschöne Arbeiten anbot und dabei auch noch einen super Preis veranschlagte. Die Kundin dachte sich allerdings, dass der Preis, den die Künstlerin wollte, zu hoch sei – also schrieb sie ihr: „Ich möchte gerne ein Armband bei dir kaufen, aber ich denke, dass deine Preise einfach zu teuer sind.“ Die Künstlerin war ein wenig irritiert, als sie das las, und antwortete: „Ok, was denkst du, wie viel ich nehmen sollte dafür?“ Die Kundin: „Ich denke du solltest xy€ dafür nehmen, weil der Draht das kostet, die Klammern dies, der Cabochon jenes. Ich hab dabei auch noch den Preis für die Zange, mit der du arbeitest, einberechnet.“ Der Preis, den die Kundin veranschlagte, war deutlich unter dem Preis, den die Künstlerin sich vorstellte. Aber sie sagte: „Ok, abgemacht. Du kriegst deine Ware in einer Woche.“ Die Kundin war so stolz auf sich und konnte es nicht lassen all ihren Freunden von diesem tollen Deal, den sie machen konnte, zu erzählen – wie gewitzt sie doch vorgerechnet hatte und wie sehr sie sich auf ihr wunderschönes Armband freut. Eine Woche später kam dann der Postbote mit einem wunderschön gepackten Paket. Sie öffnete es und sah:

Draht, Klammern, einen Cabochon und 2 Zangen. Erbost kontaktierte sie die Künstlerin: „Wie kannst du so was machen? Ich frage dich nach einem Armband und du schickst mir Draht, Klammern, Cabochon und 2 Zangen?!?!“ Die Künstlerin antwortete völlig gelassen: „Liebes, das ist genau das, wofür du bezahlt hast. Wenn du denkst, dass etwas fehlt, dann musst du dafür bezahlen!“

Moral von der Geschicht: Wenn du Handgemachtes kaufst, kaufst du nicht nur das Material! Du kaufst des Künstlers Zeit, Aufwand, Liebe und Hingabe, die in dein Produkt einfließen! Ist dir ein Preis zu hoch, dann such weiter. Findest du nichts Günstigeres, dann wird es seinen Grund haben.
(Gefunden und kopiert weil es genau so ist!)

Und genau so ist es auch mit meiner Dienstleistung! Ich habe dafür gelernt, bezahlt, geübt, sorge immer stets dafür, dass mein Arbeitsbereich für dich sauber, warm und gemütlich ist, bezahle Steuern und Rechnungen für den Unterhalt meines Business und kümmere mich immer sehr gut um meine Gesundheit, um bei jedem Termin und jeder Makramee-Bestellung mein Bestes für dich zu geben. Vielleicht denkst du das nächste Mal ein wenig daran, wenn du jemanden triffst, der oder die von und für ihrer Tätigkeit lebt.

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