Ein ganzes Jahr Dreads gezaubert

Wie alles dazu kam und wie ich meinen eigenen Weg fand…

Da saß ich nun, seit Frühjahr 2020 unbezahlt beurlaubt und mit meinen Kindern im Homeschooling daheim. Die Pandemie hatte die Welt wohl ziemlich im Griff. Ich konnte froh sein, dass meine damalige Arbeitgeberin einfach toll war – nicht nur als Geschäftsführung, nein tatsächlich auch als Mensch mit Herz am rechten Fleck! Ich hatte tatsächlich den besten Arbeitsplatz aller Zeiten und konnte einfach nicht arbeiten. Für meine Chefin (und auch meine Kolleginnen sicher auch) war es zwar schwer, immer wieder auf Arbeitskräfte zu verzichten, aber irgendwie ging es schon. Ich nahm also immer wieder unbezahlt Urlaub, hielt mich mit dem Kinderkrankengeld der Krankenkasse finanziell über Wasser und wusste schon seit Anfang an, dass das nicht auf Dauer so laufen kann. Erst mal hatte ich bei drei Kindern unter 12 Jahren die Möglichkeit, eine sogenannte Kinderkrankengeldzahlung für insgesamt 160 Tage in Anspruch nehmen zu können. Das Jahr besteht aber leider aus mehr als 160 Tagen und ich musste sehr haushalten. Ich suchte insgeheim nach Lösungen und verfluchte diese verrückte Zeit mit Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen.

Dann ergab sich Ende 2020, dass Bine von der DreadFactory eine online-Ausbildung zum/zur Dreadstylist*in anbot und ich war sofort Feuer und Flamme. Ich haderte wirklich eine gute Weile, ob ich mich anmelden soll oder nicht! Immerhin sind es hohe Kosten, die auf mich zukommen, nur um diese Ausbildung zu machen. Und ob ich das alles so gut kann am Ende? Und bekomme ich denn auch genug Kundschaft ab? Wie will ich das ganze denn aufziehen? Womöglich auch als ein DreadFactory-Standort oder doch eher eigenständig? So viele Fragen kamen auf und die mussten geklärt sein! Die LocsAcademy sollte im Frühjahr 2021 schon starten.

Es gab 2018 schon mal einen Gedanken von mir, mich dort, bei der DreadFactory, zur Ausbildung anzumelden. Doch damals, noch vor der Pandemie, war es ortsgebunden und ich hätte dafür regelmäßig nach Berlin fahren müssen. Das wiederum war leider organisatorisch für mich gar nicht machbar mit drei Kindern und Dienstplan. Ich war damals echt geknickt, als ich den Gedanken verwerfen musste. Und man kann sich ausmalen, wie positiv überrascht ich dann war, als ich von der LocsAcademy las!

Nach vielen Gesprächen und Gedanken mit meinem Mann, meldete ich mich kurzerhand dann tatsächlich zur LocsAcademy an. Das Geld lieh ich mir von den Sparbüchern meiner Kinder und startete im Februar 2020 mit der Ausbildung zur Dreadstylistin. Die Ausbildung sollte mindestens 12 Wochen andauern, gespickt mit viel theoretischem Wissen und auch praktischen Übungen. Zeit bekam ich für die Ausbildung sogar mehr als 12 Wochen – eben nach eigenem Ermessen, doch ich schloss die Ausbildung pünktlich nach 12 Wochen ab, um endlich beruflich durchstarten und gleichzeitig während der Arbeit daheim sein zu können für meine Kinder.

Schlussendlich konnte ich es mit meinem Gewissen auch nicht mehr vereinbaren, dass ich eine Stelle im Dienstplan eines ambulanten Pflegedienstes blockierte. Ich musste einfach das Team schweren Herzens verlassen und richtete mein Atelier für mein eigenes kleines Business „Dreadzauber – verfilzt & zugeknotet“ ein. Seit April 2021 bin ich also selbstständige Dreadstylistin und liebe meine Tätigkeit vom ersten Moment an.

Leider kam nach einigen Monaten dann noch eine weitere Hürde hinzu und ein Brief der Handwerkskammer München flatterte ins Haus. Darin stand, dass ich einen Meisterbrief des Friseurhandwerks vorweisen müsse, um mein Gewerbe ausüben zu dürfen. Natürlich kann man das mit diversen kleinen Tricks umgehen, indem man vorgibt, etwas anderes zu tun als Haare zu frisieren. Aber nicht ich. Für mich hieß es also: Gewerbe abmelden und bisherige Investitionen in den Sand setzen oder aber ich nehme weiteres Geld in die Hand und mache eine Prüfung zur Dreadstylistin bei der Friseurinnung München, um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, damit ich mein Gewerbe offiziell weiter ausüben darf.

Ich entschied mich also für den schweren und wirklich teuren Weg, denn meine Tätigkeit als Dreadstylistin war mir zu wertvoll, als dass ich es aufgeben könnte. Es war nicht nur ein Job, der mir finanziell das Leben etwas sicherte. Es war viel mehr! Denn Dreadlocks sind nicht nur Haare. Dreadlocks sind faszinierend, wild, stehen für so viele Kulturen und Gefühle, für Menschen jeder Herkunft und vieler verschiedener Ideologien. Ich traf auf Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch sind sie alle durch das Tragen von Dreadlocks miteinander verbunden.

Mittlerweile habe ich meine Prüfungsmodelle ausgewählt, lerne so gut es geht daheim und hoffe, dass ich die Prüfung am 4. April und 5. April bestehen werde. Ob ich Angst habe? Absolut sogar! Ich nehme es wirklich ernst! Für mich hängt eben viel an der ganzen Sache und ich wüsste wirklich nicht, wie ich ohne die Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer weitermachen sollte.

Dann gab es noch ein weiteres Semester der LocsAcademey im Herbst 2021, bald startet das dritte und voraussichtlich letzte Semester und ich finde die Inhalte wirklich wahnsinnig wertvoll und interessant. Wenn mich jemand fragt, ob ich eine Empfehlung aussprechen kann, dann bekommt man ein eindeutiges JA! Allerdings muss jedem vorher bewusst sein, dass im Nachgang auch die Handwerkskammer auf einen zukommen kann und einen Meisterbrief oder eine nachfolgende Prüfung für die Ausnahmegenehmigung verlangt. Die kostet dann auch nioch mal einen kleinen Batzen, den man aber getrost zusammenbekommt, wenn man bereits Kundenstamm aufgebaut hat. Und die Prüfung selbst sollte mit dem Wissen der LocsAcademy und etwas Üben zu schaffen sein! Hat man alles nötige in der Tasche, ist es der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann.

Nach der Ausbildung damals habe ich auch ein kleines Interview gegeben, was im DreadMag der DreadFactory veröffentlicht wurde. Du kannst es dir ja mal unter folgenden Links anschauen und vielleicht bist du ja im dritten Semester der LocsAcademy dabei? Solltest du dich dafür entscheiden, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du meinen Link zur Anmeldung nutzen könntest.

Jetzt heißt es noch ein wenig in die Bücher schauen und lernen! Ich hoffe, ich kann dann schon bald von einer bestandenen Prüfung erzählen!

 

Deine Liliana

 

 

 


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