Vor Kurzem habe ich mich gefragt, wieso es auf Social Media Kanälen oder überhaupt im Netz so schwierig ist, an aktuelle und realistische Preise zu kommen, wenn man sich Locs erstellen lassen möchte. Und ich gebe zu, das war gar nicht so einfach! Denn was allgemein bekannt ist: die Menschen reden nicht gerne über Geld!
Ist echt so! Nicht mal Paare untereinander sagen sich gegenseitig, was sie verdienen oder was sie am Ende des Monats auf dem Lohnzettel stehen haben. Jedenfalls bei den meisten scheint es so zu sein. Und das ist doch echt doof, oder?
Das ist der eine Grund.
Es gibt also einige Möchtegern-Dreadstylist*innen mit fragwürdigen Preisen unter 20€/h oder der fragwürdigen „Schick-mir-eine-PN-Preisangabe“, die weder ein Impressum auf ihrer Webseite, noch eine offizielle Preisliste (ob Pauschale oder nach Stunden berechnet) führen – wenn es überhaupt eine Webseite gibt. Und ein Impressum ist sogar auf Instagram im Profil verpflichtend, wenn man dort für seine Arbeit als „Dreader“ wirbt. Selbst Tätowierer*innen geben auf ihren Webeiten an, in welchem Stundensatz sie arbeiten oder zumindest wie sich ihre Preise zusammenstellen.
Der andere Grund ist und bleibt, dass es nun mal auch keine Pauschalköpfe gibt mit Pauschalhaaren und man daraus einen allgemein gültigen und immer währenden Preis gestalten kann. Man kann einen groben und wirklich nur locker geschätzten Preisrahmen nennen, den man sich aus seinen Erfahrungen zusammenschustert. Aber damit ist nur ein Teil der Fragen beantwortet.
Oft wissen Kundinnen und Kunden gar nicht, wieso unsere Preise so sind wie sie sind, weswegen der Gedanke aufkam, darüber ein wenig transparenter zu werden. Das hängt von sehr vielen Faktoren ab.
Wie kalkuliert man jetzt aber eigentlich Preise eines Dienstleistungsunternehmen?
Fangen wir mal an mit den direkten Kosten: Das sind alle Kosten, die direkt mit der Dienstleistung zusammenhängen. Vielleicht ist hier schon ein Teil des Problems erkennbar:
- Länge und Anzahl der Locs: je länger die Haare, je fülliger die Mähne oder je mehr Dreadlocks erstellt werden, desto größer ist der Arbeits- und Zeitaufwand.
- Haartyp und Zustand: Vorbereitung und Pflege variieren je nach Haarstruktur und vorangegangener Pflege- und Reinigungsroutine. Dicke, lockige oder sehr feine Haare erfordern unterschiedliche Techniken und Vorbereitungen. Auch die Vorbereitung der Haare (z.B. Entwirren) beeinflusst den Aufwand oder auch die Art, wie man die Haare selber daheim pflegt und reinigt, erschweren oder erleichtern die Arbeit an den Haaren oder den Locs.
- Materialkosten: Qualität, Farbe(n), Menge, Länge und Durchmesser bestimmen den Preis der Extension oder der gewünschten Synthetik-Locs. Und auch da variieren die Preise bei den verschiedenen Zulieferern (In- oder Ausland, Zoll, Porto, etc.!)
- Arbeitszeit: Du bekommst individuelle Handarbeit. Das Erstellen von Dreadlocks, ob Echthaar- oder Synthetik-Locs, benötigt Zeit und hängt von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen ab. Deine Locs werden von uns mit viel Liebe und Achtsamkeit und auch mit einer gehörigen Portion Fachwissen erstellt.
Indirekte Kosten entstehen zwar nicht direkt durch die Dienstleistung, sondern durch administrative Kosten. Dazu zählen etwa Werkzeuge, Schulungen, die Miete und laufende Kosten für die Räumlichkeiten, jegliche Kranken- und Betriebsversicherungen, Heizkosten, Hygieneprodukte und Pflege des Arbeitsmaterials, Computersoftware, Softwarelizenzen, die Hardware dazu und Telefon- und Internet-Gebühren. Auch das Schreiben der vielen informativen Blogbeiträge auf dieser Webseite ist für uns „unbezahlte Arbeitszeit“. Dann möchte man seine Kundschaft während eines Termins auch etwas betüdeln (und wir machen das wirklich gerne) mit Getränken, Knabbereien (auch an die Bedürfnisse des anwesenden Kunden angepasst). Die Kosten, die weit im Voraus entstanden sind durch Ausbildungen, Fortbildungen, Weiterbildungen, Gewerbeführung (Handwerksrollenbeitrag!) aber auch die Zeit, in der wir uns über die besten Preise auf dem Laufenden halten, um eben diese an dich weitergeben zu können, haben ihren Wert, die Raumausstattung im Atelier wegen der Heimeligkeit nicht zu vergessen.
Wir wollen Qualität liefern und zufriedene Kundschaft haben. Deshalb haben wir natürlich auch eine gewisse Vorbereitungszeit vor jedem Termin. Das ist Arbeitszeit, die nicht berechnet wird. Wusstest du, das unsere Vorbereitung davon abhängt, ob wir gesund bleiben? Etwas wie ein Aufwärm-Programm für Muskeln und Sehnen in Schultern, Armen und Händen? Oder der monatliche Gang zur Fußpflege, denn wir wissen ja alle, wie lang so eine Dreadstylistin oder eine Frisörin auf den Füßen steht…
In beiden Kategorien unterscheidet man auch zwischen fixen und variablen Kosten. Fixe Kosten sind etwa die monatlich anfallenden Versicherungssummen, während die Materialbeschaffung variabel ist.
Wie sich die einzelnen Kosten für dich zusammensetzen, kannst du jederzeit erfragen. Du kannst dir aber sicher sein, dass die Preise umsichtig kalkuliert wurden und es keine Überraschungen geben wird.
Bis es also zu einer finalen Preisgestaltung für dich kommt, ist im Vorfeld schon viel passiert.
Und weil eben die ganzen Preise überall steigen, haben wir ebenfalls erhöhte Ausgaben, die wir leider auch auf unsere Preiskalkulation umlegen müssen. Wir werden quasi „von oben“ gezwungen, sonst könnten wir uns unsere Selbstständigkeit leider nicht mehr leisten. Aber das wollen wir, denn wir arbeiten mit Liebe und Leidenschaft an deinen Haaren, an deinen Locs!
Und daher gibt es eben auch immer eine jährliche Preiskalkulation, bei der wir uns entscheiden (müssen), ob wir ein wenig die Preise anheben oder eben nicht.
Die aktuellen Preise findest du hier:
Hoffentlich konntest du dir nun ein besseres Bild machen von den ganzen Dingen, die mit einberechnet und kalkuliert werden müssen.